Arbeitsschutzthema psychische Belastung versus psychische Erkrankungen

Seit September 2013 gilt in der geänderten Version des Arbeitsschutzgesetzes (siehe § 5 (3) Nr. 6, dass Unternehmer auch die Gefährdungen der Mitarbeiter durch psychische Belastung explizit ermitteln müssen.

Hintergrund dieser gesetzgeberischen Maßnahme ist natürlich der zunehmende Leistungs-, Termin- und Informationsdruck in Unternehmen, der für die Mitarbeiter manchmal eine nicht mehr erträgliche Belastungsgröße annimmt. Die Folge sind oft psychische Probleme, die sich anfangs in einer Vielzahl und wechselnder körperlicher Beschwerden äußern können. Diese Phase wird oft noch nicht mit einer psychischen Belastung in Verbindung gebracht. Die Folge ist, dass die Mitarbeiter oft von Arzt zu Arzt „tingeln“ und Hilfe suchen. Zu oft werden dabei psychische Ursachen und nötige Maßnahmen übersehen.

Die Folge ist, dass nach einer längeren Zeit (in der Regel 3 bis mehr als 5 Jahre) sich eine massive psychische Störung einstellt, die zu einer unter Umständen lange dauernden Erkrankung führt. Das größte Problem dürfte dabei sein, dass der Rückkehr in dasselbe Umfeld sicherlich nicht auf Dauer gesundheitserhaltend wirken kann. Somit scheiden erkrankte MItarbeiter oft über kurz oder lang nach der Gesundung aus dem Untenrehmen wieder aus.

Was man tun kann, um die Situation zu verbessern

Ein wichtiger Schritt im betrieblichen Umgang mit psychischen Problemen ist Aufklärung und Ent-Stigmatisierung der Erkrankung. Viele Menschen wollen nicht „für verrückt“ erklärt werden. Heutzutage sind viele häufige Erkrankungen wie Depressionen und Angsterkrankungen mit guten Erfolgschancen behandelbar, vor Allem, wenn sie rechtzeitig erkannt werden.

Größere Unternehmen verfügen oft über eigene Betriebspsychologen, die als erste Ansprechpartner Anzeichen richtig deuten können und an entsprechende Therapeuten verweisen. Ein interessantes Modell ist der Einsatz von externen Dienstleistern, die über eine betriebsinterne /-spezifische Hotline den Mitarbeitern die Möglichkeit bieten, sich erste Hilfe und Ratschlag zu holen. Dort sitzen qualifizierte Therapeuten am Telefon, die alle notwendigen Schritte sofort in die Wege leiten können.

Wichtig ist auch eine Verankerung der Thematik im Bewusstsein von Führungskräften auf allen Ebenen, um zusätzlichen Druck der Kollegen durch ein falsches Verständnis der Erkrankungen zu vermeiden.

Problem der Führungskräfte und Leistungsträger

Ich habe in vielen Unternehmen über diese Thematik diskutiert und versucht, auf Führungsebene Verständnis dafür zu wecken. Heutzutage ist es teilweise schon extrem schwierig und aufwändig, neue Führungskräfte zu gewinnen. Sie müssen in der Regel lange Zeit eingearbeitet werden und sind nicht einfach ersetzbar. Gerade die mittleren Führungsebenen stellen oft wichtige Leistungsträger dar, die mit vielfältigen Aufgaben belastet werden.

Eine einfache Betrachtung eines „Burnout“, also evtl. einer den Depressionen zugerechneten Erkrankungen eines Abteilungsleiters bringt leicht die Erkenntnis, dass es sich lohnt, dem Thema etwas Aufmerksamkeit zu widmen. Eine Erkrankung und der damit verbundene Ausfall tritt meist nach Jahren der unspezifischen Beschwerden ein. Für diese findet man in der Regel keine körperliche Ursache. Der Mitarbeiter ist belastet, leistet weniger und hat viele Arzttermine, bevor er u. Umständen nach 5 Jahren ausfällt. Eine Therapie kann 1 – 2 Jahre dauern und eine Wiedereingliederung an den selben Arbeitsplatz ist wenig sinnvoll.

Die Personalsuche und Einarbeitung dürfte leicht eine mittlere 6-stellige Summe an Aufwand und Minderleistung kosten. Ein Betrag, von dem ein kleiner Anteil in die Vorsorge investiert, bereits sehr große positive Effekte bewirken kann. Einbindung von Fachleuten, Angebote an Mitarbeiter und Führungskräfte für Unterstützung etc. kann einen solchen GAU verhindern helfen.

Die dauerhafte Performance von Führungskräften ist ein wichtiger Teil des Unternehmenserfolgs.

 

Ihr Rolf Aglaster

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